The Lateriser – Alles auf Null
(Backdoor Booking, 2016) 26.05.2016
I Alles auf Null
II Verloren als junger Held
III Der Igel
IV Weis(s)er Mann
V Denkmal
VI Kunden
VII 58
VIII Auf zur Sonne
IX Schwarz auf Weiß
X Backseat Blues
XI Abgebrannt
XII Dieser Brief
Inmitten
der
Aufnahmen
zu
ihrem
ersten
Album
hatte
es
bei
den
drei
Musikern
von
THE
LATERISER
auf
einmal
„klick“
gemacht.
Einige
Leute
hatten
der
Band
gesteckt,
dass
sie
zwar
ein
geiles
Brett
und
heißen
Blues
spielen,
ein
Großteil
der
Energie
aber
in
den
englischen
Texten,
in
den
Worten
fremder
Sprache,
einfach
stecken
bleibt.
Auch
ich
hatte
mir
erlaubt,
beim
Rezensieren
ihrer
EP
„Trailer
James“
(2014)
auf
diesen
Umstand
hinzuweisen.
Die
Band
aus
Oelsnitz
hat
danach
alles
noch
einmal
über
den
Haufen
geworfen,
völlig
neu
überdacht,
um
„alles
auf
Null“
zu
setzen.
Vielleicht
hat
man
sich
unserer
(ost)deutscher
Bluestradition
besonnen.
Was
beim
zweiten
Anlauf
entstanden
ist,
kann
der
Neugierige
nun
beim
Debut
„Alles
auf
Null“
anhören,
kann
es
bestaunen
und
sich
am
Endergebnis
erfreuen.
Der
Blues
im
Osten
(Deutschlands)
ist
mit
THE LATERISER und ihrem Erstling wieder ein Stück lebendiger, jünger und vielseitiger geworden.
Ein
verzerrtes
Gitarrenriff
aus
dem
quäkendem
Radio,
das
neugierig
macht,
dann
plötzlich
ein
Ruck,
Volldampf
und
ein
fetter
Sound
knallt
aus
den
Boxen
in
den
Raum.
„Alles
auf
Null“
kommt
druckvoll,
mit
Gitarre,
Bass
&
Drums,
in
die
vier
Wände.
Eine
Stimme,
wie
ein
erlösender
Schrei,
erzählt
für
uns
Geschichten
aus
dem
Leben,
wie
sie
täglich
vor
unseren
Augen
zu
entdecken
sind.
Dies
ist
kraftvoller
Blues
mit
all
seinen
deftigen
Zutaten,
die
Seele
und
Beine
bewegen.
Was
uns
der
Titelsong
verspricht,
saftigen
Blues-Rock
aus
einem
Guss,
hält
das
Power-Rock-Trio
LATERISER
die
ganze
CD
über
bis
zum letzten Ton, ohne wenn und aber, durch.
Der
Opener
„Alles
auf
Null“
öffnet
die
Ohren
für
zwölf
spannende
Liedgeschichten
in
Blues-Rock
und
Boogie.
Zu
hören
ist
eine
Hommage
an
Altmeister
und
Gitarrengott
Jimi
Hendrix,
dem
mit
„Verloren
als
junger
Held“
gekonnt
Tribut
gezollt
wird.
Einfühlsam
zitieren
LATERISER
aus
„Voodoo
Chile“
und
spielen
sich
nah
an
ihr
Idol
heran.
Mit
Liedzeilen
wie
„gefangen
in
seiner
Welt“
lassen
sie
ahnen,
wie
intensiv
sich
die
Musiker
mit
dem
Thema
beschäftigt
haben.
Gleich
darauf
ist
„Der
Igel“
Inhalt
einer
eher
selten
erzählten
Tragödie,
die
leider
immer
wieder
geschieht
und
ein
abgefahrenes
Gitarrensolo
imitiert
die „Schreie in der Nacht“, beschreibt den tragischen Moment auf den Straßen instrumental.
Hinter
wirklich
jedem
Song
kann
man
entweder
eine
echte
Geschichte
vermuten
oder
Botschaften
entdecken,
die
Gitarre,
Bass
und
Drums
wirkungsvoll
in
Szene
setzen.
So
besticht
das
„Denkmal“
mit
einer
überaus
bissigen
Botschaft
und
dem
atemberaubenden
Spiel
parallel
gespielter
Gitarrenläufe.
Ohne
mögliche
Vorbilder
zu
verleugnen,
folgt
das
Trio
hier
eigenen
Intentionen
und
man
glänzt
wenig
später
mit
Südstaatenfeeling
und
Funk-Adaptionen
(„Auf
zur
Sonne“).
Wer,
so
wie
meine
Generation,
die
Musik
der
Blues-Helden
ostdeutscher
Herkunft
im
Blut
hat,
freut
sich
ganz
besonders,
eine
Story
wie
die
vom
„Kunden“
zu
hören,
eine
Hohelied
auf
eine
kleine
Massenbewegung,
deren
Vertreter
in
der
DDR
„von
Ort
zu
Ort
getrampt“
sind,
um
bei
Monokel
&
Co.
aufzuschlagen.
Der
„Kunde“
kommt
gerade
und
deftig
rockend,
in
fetten
„Kraftblues“
verpackt,
um
die
Ecke.
Hier
haben
THE
LATERISER
offensichtlich
ein
richtiges
zweites
„Kundenlied“
geschaffen
und
erzählen
ein
paar
Tracks
weiter
mit
dem
„Backseat
Blues“
sogar
noch
eine
zweite
Geschichte
aus
diesem
Milieu.
Einfach wunderbar.
In
den
vergangenen
Jahren
und
Jahrzehnten
begeisterten
gestandene
Hard-Rocker
immer
wieder
mit
einer
ihrer
einfühlsamen
Balladen.
Was
THE
LATERISER
mit
ihrer
emotionalen
Ballade
„58“
erzählen,
braucht
sich
da
nicht
zu
verstecken.
Eine
einfache
Gitarre
und
eine
intensive
Stimme
reißen
sich
hier
gemeinsam
ihren
Seelenschmerz
aus
dem
Herzen und berühren mit Melodie und Worten, dass einem schwindlig werden kann:
„Wieder mal von Dir geträumt, bin mit Tränen aufgewacht.
Wir waren in einem Baum vereint, doch ein Blitz hat uns umgebracht.“
Bei
so
viel
faszinierender
Poesie
und
einem
simpel
eingängigen
Slow-Blues,
kann
einem
schon
einmal
warm
ums
Herz
werden.
Dabei
ist
diese
starke
Nummer
nicht
die
einzige
ihrer
Art,
denn
mit
ihrem
„Weis(s)er
Mann“
haben
die
drei
Musiker
ein völlig anderes Thema mit vergleichbarer Emotionalität angepackt und umgesetzt.
Immer
wieder
überraschen
die
Songs
mit
eingängigen
Riffs
und
einem
Feuerwerk
an
Ideen.
Beinahe
möchte
man
staunen,
mit
welcher
Leichtigkeit
ein
heavy
stampfender
Boogie
tänzelt
(„Schwarz
auf
Weiß“)
und
einem
wirklich
ein
Gefühl
vom
„Spiel
auf
brennendem
Eis“
vermittelt
wird,
so
dass
man
sich
in
die
Geschichte
tief
hinein
versetzt
fühlt,
wenn
die
Gitarre
sich
über
den
Akkordfolgen
austobt:
„Mein
Leben
ist
zu
kurz,
ums
mit
dir
durchzustehn.“
Da
stimmt
einfach
alles,
so
wie
die
Geschichte
von
einem
der
sich
„Abgebrannt“
fühlt,
fast
schon
weh
tut,
wenn
der
nahe
Tod
thematisiert
wird:
„Nach
der
Asche
kommt
keine
Glut.“
Hut
ab,
dass
die
Band
sich
auch
solch
einem
Thema
vom
Rande
der
Gesellschaft
widmet
und
es
so öffentlich macht, es aus dem Dunkel zerrt. Respekt, meine Herren!
Über
die
Dauer
der
ganzen
CD
teilen
sich
kerniger
Blues-Rock,
stampfende
Boogie-Kracher
sowie
sehr
einfühlsamen
Balladen
die
Spielzeit
zu
beinahe
gleichen
Teilen.
Damit
ist
sowohl
für
Abwechslung,
als
auch
für
Spannung
sowie
durchgängig
hohen
Hörgenuss
gesorgt.
Obwohl
die
Gitarre
als
Instrument
in
jedem
Song
dominiert,
fügt
sie
sich
mit
ihrem
abwechslungsreichen
Spiel
harmonisch
in
den
äußerst
druckvollen
Sound
ein.
MARTIN
FANKHÄNEL
zupft,
wie
man
so
schön
sagt,
ein
wirklich
geiles
Brett
und
füllt
dieses
Spiel
mit
seinem
Gesang
kraftvoll
inhaltlich
aus.
Mit
diesem
Sound,
den
er
mit
MARTIN
RUDOLPH
am
Bass
und
BENJAMIN
NAGEL,
Schlagzeug,
in
die
Rillen
gepresst
hat,
sollte
er
jeden
noch
so
sturen
Zweifler
überzeugen
können.
Die
drei
Musiker
schlagen,
in
übertragenem
Sinne,
eine
ganz
feine
Klinge
und
lassen
ihre
Altvorderen
hoffen,
dass
der
Staffelstab
zukünftig
weitergetragen
werden
kann.
Jeder
der
zwölf
Songs
steckt
voller
Kraft,
Energie
und
abwechslungsreicher
Poesie,
wie
man
es
heute
nur
noch
selten
zu
hören
bekommt.
Am
Ende
der
CD
steht mit „Dieser Brief“ noch einmal eine der lyrischen Nummern, die noch lange nachklingt.
Alle
Songs
haben
eine
überschaubare
Länge
und
vielleicht
zeigt
der
Silberling
auch
deshalb
nirgends
Ermüdungserscheinungen.
Die
Texte
sind
griffig
und
poetisch,
sie
zeugen
von
Beobachtungsgabe
und
Sensibilität,
ein
Thema
nicht
zu
verformen.
Alles
ist
liebevoll,
engmaschig
und
feinsinnig
gestrickt,
da
passt
nirgendwo
nicht
mal
ein
Blatt
dazwischen.
Blues
in
ganz
unterschiedlichen
Facetten
und
Farben,
ganz
locker,
leicht
und
dennoch
kantig
gespielt,
ohne
dabei das Gefühl zu vermitteln, alles nur darauf ausgerichtet zu haben. Ich bin jedenfalls rundum begeistert!
Wenn
das
kleine
Kunstwerk
dann
noch
in
einer
geschmackvollen
Verpackung
steckt,
wo
Meister
Dürer
quasi
mit
Meister
Edison
kommuniziert,
um
die
Idee
dahinter
deutlich
zu
machen,
dann
darf
man
so
etwas
auch
Art-Work,
also
Cover-Kunst,
nennen.
Und
auch
von
dieser
Umsetzung
bin
ich
begeistert.
Nur
schade,
und
das
ist
wahrlich
der
einzige
Wermutstropfen,
dass
der
„Backseat
Blues“
keinen
Platz
mehr
auf
der
Vinyl-Variante
gefunden
hat,
die
es
nämlich
auch
gibt.
Um
die
Zukunft
(ost)deutscher
Bluesmusik
muss
man
sich
inzwischen
wieder
etwas
weniger
Sorgen
machen,
denn
THE
LATERISER
stehen
mit
anderen
jungen
Bands
des
Genres,
wie
der
JORIS
HERING
BLUES
BAND
oder
den
derzeit
pausierenden
FOOTSTEPS,
auf
einer
Stufe.
Ich
bin
neugierig,
womit
uns
das
Trio
aus
Oelsnitz
in
den
kommenden
Jahren
überraschen
wird.
Kaufen?
Unbedingt!